Michael Becker ist Inhaber der Dortmunder Werbeagentur *signgroup und arbeitet seit Oktober 1995 als Dozent für das tecteam Bildungsinstitut. Wir greifen immer wieder gerne auf seine große Erfahrung und sein Können im Medienbereich zurück.

Wir möchten in diesem Blogbeitrag einen Einblick in Herrn Beckers Arbeit geben und ihn nach seiner Sicht auf die aktuelle und zukünftige Bildungsarbeit sowie auf Lerntrends im Bildungsbereich fragen.

Herr Becker, in welchem Bereich der Technischen Kommunikation arbeiten Sie bzw. wo liegen Ihre thematischen Schwerpunkte?

Als geschäftsführender Inhaber einer Full-Service-Werbeagentur bin ich im Print- und im digitalen Bereich tätig. Auf dem Gebiet der Technischen Kommunikation erstellen wir für unsere internationalen Kunden verschiedene Kommunikationsmedien: mehrsprachige Produktkataloge und Datenblätter oder auch digitale Präsentationen und Internetauftritte. Ein sehr junges und interessantes Geschäftsfeld ist der Bereich Augmented Print, bei dem gedruckte und multimediale Inhalte miteinander kombiniert werden.

Welche Themenbereiche lehren Sie bei tecteam?

  • Typografie in der Technischen Dokumentation
  • Bildschirm- und Webseitengestaltung
  • Digitale Bilder
  • PDF-Grundlagen und interaktive PDFs
  • demnächst auch: Videoworkshops für Technische Redakteure

Welche Schwerpunkte legen Sie bei der Betreuung von Kursteilnehmern und in den Seminaren?

Es ist mir wichtig, dass die Teilnehmer lernen, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Viele Innovationen im Bereich der Technischen Kommunikation kommen aus anderen Disziplinen wie der Werbung – beispielsweise interaktive, digitale Dokumentationen oder Virtual Reality (VR).

Wie hat sich die Bildungsarbeit aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren verändert?

Ich denke, es findet gerade ein starker Lernkulturwandel in der Erwachsenenbildung statt. Das Stichwort ist hier wohl die „digitalisierte Gesellschaft“: Kurz zusammengefasst versteht man darunter die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen und sozialer Interaktionsmuster aufgrund innovativer Technologien.

Gerade die Entwicklung innovativer Kommunikationstechnologien hat einen unmittelbaren Einfluss auf unseren Alltag. Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Gestaltung von Bildungsprozessen?

Ich persönlich identifiziere für mich die folgenden digitalen Lerntrends:

  1. Vielfalt informeller Angebote
  2. Vermischung von virtuellen und realen Lerninhalten
  3. Virtuelle Lernumgebungen
  4. Erweiterte Realitäten
  5. Vernetztes Lernen und gemeinsames Arbeiten
  6. Spielerisches Lernen

Der Lehrende ist damit nicht nur Wissensvermittler, sondern wird zunehmend auch zum Lernraumgestalter und Online-Tutor.

Der Einsatz digitaler Medien in der Bildung hat außerdem auch eine Änderung der Lernszenarien und Formate zur Folge:

  1. Kleinere Formate
    wie z. B. kurze Erklärvideos von ca. 2–3 Minuten Länge, wie sie beispielsweise auf YouTube zu finden sind
  2. Komplexere Szenarien
    finden sich in sogenannten Blended-Learning-Formaten, in welchen online gestützte Selbstlernphasen mit Präsenzblöcken kombiniert werden (wie bei tecteam)
  3. Reine Online-Formate
    finden sich in den aktuell sehr häufig diskutierten Massive Open Online Courses (MOOCs). Dabei handelt es sich um Kurse, die kostenfrei zugänglich sind und an denen zum Teil mehrere tausend Lernende teilnehmen.

Wie sieht die Zukunft der Lehre bei tecteam aus?

Tschüss Frontalunterricht und hallo Inverted Classroom! Die Lehrenden stellen die Lerninhalte digital zur Verfügung und die Lernenden beschäftigen sich eigenständig damit, meist online am (heimischen) Arbeitsplatz. Die Präsenzveranstaltungen bei tecteam werden genutzt, um anhand von praktischen Übungen das Gelernte gemeinsam zu vertiefen.

Wie sieht für Sie ein gelungenes Seminar aus?

Ein Seminar ist für mich dann gelungen, wenn die Teilnehmer mit Spaß dabei sind und anhand von Übungen die Fähigkeit erwerben, ihr theoretisches Wissen auch praktisch anzuwenden.

Was schätzen Sie an tecteam als Partner?

Ich schätze bei tecteam den partnerschaftlichen Umgang miteinander und den kontinuierlichen Willen, sich weiterzuentwickeln. Besonders schätze ich die inspirierenden Gespräche mit Stefan Hulitschke, wenn es darum geht, Innovationen sinnvoll in die Lehre einzubinden.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit?

Ich liebe es, mit Menschen zu kommunizieren, neue Menschen und Sichtweisen kennen zu lernen. Ich gebe gerne mein Wissen weiter und fühle mich durch die Lehre motiviert, selbst immer wieder dazu zu lernen.

Gibt es Entwicklungen in der Technischen Kommunikation, die Sie interessieren oder die Sie mit Sorge beobachten?

Ich finde es immer wieder spannend, wenn (angehende) Technische Redakteure zu Innovationen sagen: „Ja, ja, das ist was für die Werbung, aber nichts für die Technische Kommunikation“ – also wieder einmal Dinge ablehnen, die sie dann ein bis zwei Jahre später wie selbstverständlich doch anwenden.

Wo geht die Reise in der Technischen Kommunikation Ihrer Meinung nach hin?

Die Technische Kommunikation wird auf jeden Fall multimedialer und crossmedialer. Vielleicht wird sie auch an der einen oder anderen Stelle noch stärker automatisiert, d. h., zunächst wird sicherlich noch mit Content-Bausteinen gearbeitet, aber eine vollständig automatisiert erstellte standardisierte Dokumentation ist in näherer Zukunft auch vorstellbar.

Auf welche Software können Sie nicht verzichten?

Auf die Adobe Creative Suite.

Welchen TR-Guru würden Sie an einem sonnigen Tag zu einem Gespräch auf die tecteam-Dachterrasse einladen?

Jeden, der innovativ denkt, über den Tellerrand hinausschaut und bereit ist, seine eigene Komfortzone zu verlassen.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Becker für seine Offenheit und sein Engagement in Bezug auf dieses kleine Interview und freuen uns auf einen weiterhin regen Austausch mit ihm.