Trotz Rückgangs der Arbeitslosenzahlen haben es ältere Menschen überdurchschnittlich schwer, einen Job zu finden. Beim Weg zurück ins Arbeitsleben fangen viele wieder ganz unten an – selbst, wenn sie eine gute berufliche Qualifikation mitbringen. Einige bleiben sogar ganz auf der Strecke.

Es entsteht schnell ein gewisser Grundverdacht: „Mit dem kann was nicht stimmen!“

Die Bundesagentur für Arbeit klassifiziert Arbeitslose zwischen 50 und 65 als Risikogruppe. Die oft einzigen Perspektiven heißen:

  • Praktikum,
  • 400-€-Job,
  • 1-€-Job.

Oder aber:

Weiterbildung mit 50plus – ein ganz persönlicher Bericht

Weiterbildung – lohnt sich das überhaupt?

Ist man mit über 50 nicht zu alt?

Wer wird einen als Best Ager überhaupt noch einstellen?

Ich bin Diplomingenieurin, habe vielfältige berufliche Erfahrungen und schon überall gearbeitet. Dann bin ich arbeitslos geworden – mit 53.

In meinem ursprünglichen Beruf konnte ich leider nicht wieder Fuß fassen. Die Technik ist sehr schnelllebig und ich war als Ingenieurin nicht mehr auf dem neuesten Stand. Und besonders bei uns in Deutschland zählt oft nur der gerade Weg. Umwege werden einem nicht verziehen, wie in anderen europäischen Ländern, wo vielfältige Erfahrungen durchaus als Plus gewertet werden.

Wie bündelt man nun die Erfahrungen, die man in einem langen bunten Berufsleben gesammelt hat? Und was fängt man damit an?

Eins ist klar, das Arbeitsamt ist auf der Suche nach einer neuen Perspektive nicht unbedingt eine Hilfe. Da sind eigene Ideen gefragt.

Mir hat da eine Erinnerung aus meiner Studienzeit geholfen. Einige meiner Studienkollegen waren den Anforderungen des Studiums nicht gewachsen und mussten passen – und wurden damals vom Arbeitsamt als Technische Redakteure umgeschult.

Technischer Redakteur – wäre das nicht vielleicht auch was für mich?

Erinnerung

Berufsbild Technischer Redakteur

Eine technische Ausbildung ist durchaus eine gute Voraussetzung, aber keine Notwendigkeit.

Der Beruf des Technischen Redakteurs ist geprägt durch seine Vielseitigkeit.

In ihm sind verschiedene Fachbereiche integriert.

Vielseitigkeit – eine gute Basis zum Quereinstieg in die Technische Redaktion

  • Ich bin Ingenieurin,
  • habe in der Druckindustrie gearbeitet,
  • Messgeräte und Bodensanierungsanlagen gebaut (Umweltschutz),
  • im Büro gearbeitet (wieder Umweltschutz – Luftreinhaltepläne für Otto-Normalverbraucher aufbereitet, Reden geschrieben)
  • und vieles mehr.

Fazit: „Ich habe doch eigentlich die richtigen Voraussetzungen – vielseitig bin ich!“

Aus Eigeninitiative in eine neue berufliche Zukunft

Also ab zum Arbeitsamt und nachgefragt. Die Antwort lautete: „Ja, können Sie machen. Sie müssen sich aber selbst um das Wo und Wie kümmern. Und wiederkommen, wenn Sie etwas gefunden haben.“

Gesagt, getan! Ich fand eine Weiterbildungsmaßnahme zur Technischen Redakteurin – bei tecteam, meinem jetzigen Arbeitgeber.

Weiterbildung beim tecteam Bildungsinstitut

Never-Stop-Learning

Die Weiterbildung bei tecteam dauert in der Regel acht Monate in Vollzeit und findet in der Lernform des Blended Learning statt. Sie besteht aus E-Learning-Kursen, die man selbstständig zu Hause am Computer bearbeitet, und Präsenztagen am Standort Dortmund. Die Teilnehmer werden dabei individuell durch Tutoren betreut. Den Abschluss bildet eine anerkannte Prüfung, zertifiziert von der tekom, dem deutschen Fachverband für Technische Kommunikation.

Aber das Arbeitsamt sagte erst mal Nein. Man wollte mir nur einen Bildungsgutschein spendieren, der standardmäßig auf sechs Monate ausgelegt war.

Untätig bleiben? Nie und nimmer!

Das Arbeitsamt bot mir als Alternative eine Weiterbildung in „Public Relations“ an (sechs Monate). Sehr interessant, aber leider brotlose Kunst. Ich habe sie trotzdem gemacht, denn neues Wissen kann nicht schaden.

Nach Abschluss der Weiterbildung war ich dann definitionsmäßig schon langzeitarbeitslos – und damit reif für das damals neue Förderprogramm der Bundesarbeitsagentur: „Perspektive 50plus“ im „Jobclub 50+ – Best Ager“.

Hartnäckig bleiben! Auf Umwegen zum Ziel

Mit Hilfe des Jobclubs durfte ich endlich meine gewünschte Weiterbildung zur Technischen Redakteurin machen, wenn auch mit der Maßgabe, das Ziel in nur sechs Monaten zu erreichen.

Es waren sechs harte Monate, aber es hat sich gelohnt. Und nicht nur für mich: Meine Ausbildungsfirma tecteam ist jetzt mein Arbeitgeber.

Gelegentlich „verirrt“ sich noch so ein Best Ager in die Weiterbildung bei tecteam. Der Beruf ist auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Alle, die ich kennenlernen durfte, haben einen qualifizierten Arbeitsplatz gefunden.

Das Bundesprogramm „Perspektive 50plus“ ist mittlerweile Geschichte, aber es wird auch in Zukunft ältere Arbeitslose geben, die eine neue Perspektive suchen – und sie möglicherweise in der Technischen Redaktion finden.

Wer wagt, gewinnt!