Schon vor Jahren waren auf Kongressen und in Fachartikeln Aussagen zu lesen wie „die Technische Dokumentation befindet sich im Wandel.“ – Heute gilt das jedoch mehr denn je: Angesichts technologischer Weiterentwicklungen, zum Beispiel im Bereich der Robotik, sind zunehmend große Datenmengen zu managen, und damit wird auch die Erstellung Technischer Dokumentation aufwendiger. Augmented Reality, künstliche Intelligenz, der Einzug von Smart Home im Haushalt sowie die steigende Nutzung mobiler Endgeräte zur Steuerung von Geräten und zur Informationssuche erfordern Wege der Informationsübermittlung jenseits traditioneller (also insbesondere gedruckter) Informationsprodukte.

Die Technische Dokumentation ist also ohne Zweifel im Wandel. Aktuelle Trends zeigen auf, in welche Richtung sich die Technische Dokumentation insgesamt und damit das Berufsbild des Technischen Redakteurs entwickeln könnte. Auf die besonders häufig genannten soll hier, insbesondere mit Blick auf Kompetenzen, die in Zukunft gefordert sein könnten, eingegangen werden.

Headless und cloudbasiert

Derzeit werden Headless-Content-Management-Systeme propagiert, vorwiegend im Kontext Web-Anwendungen und Marketing-Kommunikation. Bei diesen Systemen wird der Content über Schnittstellen für verschiedene Applikationen (zum Beispiel für Konfigurations-Panels und mobile Endgeräte) zur Verfügung gestellt, die von der Backend-Anwendung unabhängig sind. Das verringert den Entwicklungsaufwand, verbessert die Skalierbarkeit, verschlankt die Anwendungen und erleichtert die Integration in cloudbasierte Systeme. Aufgrund der in immer kürzeren Takten auftretenden technischen Neuerungen, die eine schnelle Bereitstellung aktueller Informationen und Anpassung der Applikationen erfordern, werden Headless CMS wohl auch im Bereich der Technischen Dokumentation an Bedeutung gewinnen.

Cloudbasierte Software dominiert bereits jetzt die moderne IT-Landschaft. Die Vorteile liegen darin, dass die Inhalte der Cloud jederzeit und von überall aus sicher zugänglich sind und Serverkapazitäten ohne großen technischen Aufwand angepasst werden können. Damit gewinnt auch die Analyse der Datennutzung für die Optimierung der Speicherinfrastruktur und Datenverwaltung an Bedeutung.
Content Management unter Einbeziehung von Datenanalysen wird also mit einiger Sicherheit in Zukunft das berufliche Umfeld der Technischen Dokumentation in noch größerem Umfang prägen als heute, insbesondere im Backend-Bereich der Headless CMS.

Mobil gesteuert und informiert

Um Geräte zu steuern und Informationen nachzuschlagen, werden immer mehr mobile Endgeräte verwendet. Die Bedienfreundlichkeit der Applikationen wird dabei immer besser. Mit Hilfe der schon erwähnten Datenanalysen und Kunden-Feedbacks können Nutzerprofile erstellt werden, um Benutzer*innen zum richtigen Zeitpunkt die benötigte Information oder Instruktion zu übermitteln. Mit der Konzipierung solcher Anwendungen beschäftigt sich das User Experience Design (UX-Design), das nicht das Produkt selbst, sondern den Umgang der Nutzer*innen mit dem Produkt beziehungsweise der Technologie in den Mittelpunkt stellt.

Die Prinzipien des UX-Designs sollten für Technische Redakteur*innen, die in die Konzipierung und Erstellung von Informationsprodukten insbesondere für mobile Endgeräte involviert sind, daher bereits jetzt kein Fremdwort mehr sein.

Internationalisiert und standardisiert

Immer mehr Produkte sind auf internationale Märkte ausgerichtet. Auch wenn das für sich betrachtet kein Novum darstellt, wird es aufgrund der zunehmenden Komplexität der Produkte (insbesondere der durch Software gesteuerten) immer wichtiger, die Dokumentation nach Standards zu verfassen, die in möglichst vielen Ländern akzeptiert werden. Als sprachlicher Standard setzt sich Simplified Technical English immer mehr durch, zum einen, weil es auch durch Nicht-Muttersprachler recht gut zu verstehen, zum anderen, weil es leicht zu übersetzen ist.

Bereits jetzt sind fundierte Englischkenntnisse eine häufig nachgefragte Kompetenz in Stellenanzeigen, und auch in Deutschland werden mehr Dokumentationen basierend auf einem englischen Original erstellt. Setzt sich dieser Trend fort, könnte sich Englisch als Quellsprache für Technische Dokumentation international durchsetzen und damit ein integraler Bestandteil des Kompetenzprofils Technischer Redakteur*innen werden.

Zukunftsmusik?

Auch künstliche Intelligenz wird bereits weiträumig in der Technischen Dokumentation eingesetzt, beispielsweise zur Erstellung von Chatbots und im Datenmanagement, um Metadaten zuzuordnen oder um Texte zu analysieren. Kontextbasierte Suchfunktionen werden in Zukunft noch besser in der Lage sein, zur Verbesserung der User Experience beizutragen, zum Beispiel beim maßgeschneiderten Erstellen von Aktionspfaden und bei der Informationsbereitstellung, womit das UX-Design in Zukunft einen noch größeren Stellenwert erhalten wird.

Auch AR-Applikationen können heute in Echtzeit über lokale Server oder Clouds gestreamt werden. Das „Einspielen“ von Informationen und Platzieren virtueller Objekte in die reale Umgebung wird immer einfacher: Um die entsprechenden Anwendungen zu bedienen, benötigt man nur ein mobiles Endgerät oder eine (heute bereits sehr schlanke) Datenbrille.

Die Integration von Augmented Reality in die Technische Dokumentation und für Produktschulungen, sei es über mobile Endgeräte oder Datenbrillen, findet hierzulande allerdings nur zögerlich Einzug.

Ob und wann sich diese Nische zu einem etablierten Feld im Bereich der Technischen Dokumentation erweitern wird, kann man derzeit nur schwer abschätzen. Derzeit werden zumindest in Deutschland entsprechende Kenntnisse im Bereich der Technischen Dokumentation nur selten nachgefragt. In anderen Ländern sind AR-Anwendungen jedoch weiter verbreitet, sodass sich das noch ändern könnte.

Einfluss auf die Aus- und Weiterbildung?

Fest steht: Manche Trends, von denen man liest, scheinen derzeit noch eher dem Wunschdenken zu entspringen als der Realität. Gleichwohl haben diese Trends und Entwicklungen Auswirkung auf die Lehrinhalte in der Aus- und Weiterbildung Technischer Redakteur*innen.

Das tecteam Bildungsinstitut setzt sich kontinuierlich mit den Veränderungen in der Produktionslandschaft Technischer Dokumentation auseinander, erweitert seine Bildungsangebote und passt sie entsprechend an.