Gute Redakteurs-Werkzeuge sind nicht immer leicht zu finden, und manchmal muss man in einer anderen Nische suchen. Daher wurde ich hardwareseitig auch nicht bei den Office-Produkten fündig, sondern bei sogenannten „Gamer-Spielzeugen“.

Als technischer Redakteur bin ich immer bemüht, die richtigen Werkzeuge zu verwenden, um meinen Arbeitsalltag zu optimieren. Softwareseitig verwende ich Werkzeuge wie Skripte und Stapelverarbeitungen, die meist auf bekannten Produkten von Adobe und Microsoft aufbauen. Hardwareseitig kommen natürlich zunächst ein Rechner mit ausreichend Rechenpower und zwei Monitore in den Sinn, um die Effizienz zu erhöhen.

Mit Eingabegeräten aus dem Gaming-Bereich und installierter Software lassen sich viele Prozesse im Redakteursalltag wesentlich vereinfachen. Die Hersteller sehen ihre Zielgruppe zwar bei den Computerspielern, man sollte sich durch die Bezeichnung „Gaming“ aber nicht täuschen lassen und vermuten, dass es sich bei dieser Hardware nur um Spielzeug handelt. Durch gute Gaming-Hardware lassen sich alltägliche Abläufe bei der Dokumentenerstellung optimieren, und damit Zeit und bares Geld sparen.

Im Redaktionsalltag verwende ich neben der normalen Standard-Tastatur eine sogenannte Gaming-Tastatur und eine Fünf-Tasten-Maus aus dem Gaming-Bereich.

Das Besondere an Eingabegeräten für den Gaming-Bereich sind die in der Regel frei programmierbaren Tasten, die man mit Tastaturkürzel oder Makros belegen kann.

Tastaturkürzel können mittlerweile auch schon bei einigen Office-Produkten auf dafür vorgesehene Tasten gelegt werden. Die Makro-Funktion und fast völlige Freiheit bei der Belegung der Tasten habe ich aber bisher nur bei Gaming-Hardware gefunden.

Welche Vorteile bringt es aber, Tastenkombinationen in einem externen Programm einzugeben, statt die Tastaturkürzel im entsprechenden Programm selbst zu ändern?

Ich denke, so einige:

  • Ich muss mich nicht durch teils komplexe Menüs klicken, um die Tastenkombinationen meinen Bedürfnissen anzupassen.
  • Ich kann mit anderen über das Programm reden, ohne mir die Standard-Tastenkombinationen und meine individuelle Tastenkombinationen merken zu müssen.
  • Tastenkombinationen, die ich in Tutorials oder Büchern gelernt habe, funktionieren weiterhin.
  • Ich benötige nur einen Finger, um die Tastenkombination auszulösen, selbst wenn sie normalerweise über die gesamte Tastatur verteilt ist.
  • Ändern sich die Tastenkombinationen von einer Programmversion zur nächsten, kann ich weiterhin die gleiche Taste drücken.
  • Gleiche oder ähnliche Aktionen, die in verschiedenen Programmen auf unterschiedlichen Tasten liegen, kann ich auf die gleiche Taste legen, sodass ich mich nicht umgewöhnen muss.

Hinzu kommen noch Vorteile, die sich aus der Makrofunktion der Gaming-Hardware ergeben:

  • Aktionen, die man vom Programm her nicht mit Tastenkombinationen versehen kann, kann ich über einen Tastendruck ausführen.
  • Kleinere, sich wiederholende Änderungen kann ich über Tastatur-Makros durchführen lassen, ohne mich manuell durch Menüs klicken zu müssen.

Beispiele

Rückgängig/Wiederholen

Eine native Funktion von Fünf-Tasten-Mäusen ist das Navigieren durch den Browserverlauf über die Daumentasten. Durch die hintere Daumentaste springt man auf die zuvor geöffnete Seite, mit der vorderen Daumentaste wieder zurück.

Eine Unterstützung für die Tasten außerhalb des Browsers habe ich im Office-Bereich noch nicht gefunden. Eine Funktion, die sich durch die allgemeine Nutzererfahrung dafür anbieten würde, ist „Rückgängig/Wiederholen“. Ich halte diese Funktion für so eingängig und natürlich, dass ich sie für sämtliche Adobe- und Microsoft-Programme eingerichtet habe, die ich regelmäßig benutze. Für solche einfachen Tastenkombinationen benötigt man in der Regel nicht einmal eine Gaming-Maus. Ist die entsprechende Software der Fünf-Tasten-Maus installiert, kann man die Tastenkombinationen in der Regel dort einstellen.

Einfache Makros

FrameMaker stellt dem Redakteur viele hilfreiche Werkzeuge zur Seite, die aber nicht immer intuitiv zu bedienen sind. Ich persönlich könnte mir die wichigsten Tastenkombinationen vermutlich zwar merken. Die Tasten in der richtigen Reihenfolge auf der Tastatur zu treffen fällt mir dagegen schwerer.

Tastatur-Makros schaffen dort Abhilfe, wo sie mir das Drücken der Tasten abnehmen. So muss ich nur noch eine Taste richtig treffen. Und wenn ich vergessen haben sollte, wo sie liegt, kann ich in der Gaming-Software nachsehen und mir Taste und Tastenkombination heraussuchen.

Mit einfachen Makros kann man in FrameMaker unter anderem folgende Shortcuts erstellen:

  • Langer Bindestrich (Alt + 0150)
  • Schmales Leerzeichen (Esc, s, t)
  • Umbruchgeschützter Trennstrich (Esc, -, w)
  • Shortcut für Arbeitsseite (Alt + a, a)
  • Shortcut für Vorgabeseiten (Alt + a, v)
  • Trennen von verbundenen Tabellenzellen (Alt + t, t)
  • Objekteinstellungen (Esc, g, o)
  • Datei importieren (Esc, d, i).
  • und viele weitere …

Makros mit Verzögerungen

Für all die oben genannten Makros benötigt man keine Zeitverzögerung zwischen den simulierten Tastatureingaben.

Es gibt allerdings Aufgaben, für die Makros mit Zeitverzögerungen unerlässlich sind. Wenn ich zum Beispiel schnell und problemlos Texte von einem Dokument in ein anderes kopieren will, ohne irgendwelche Formatierungen zu übernehmen und ohne dass es mit Sonderzeichen Probleme gibt, kann ich die FrameMaker-Funktion „Einfügen -> Spezial“ verwenden.

Im Programm sieht das dann so aus: Man klickt mit der rechten Maustaste, sucht „Einfügen -> Spezial“ im Kontextmenü, klickt im sich öffnenden Popup-Fenster auf „Unicode“ und bestätigt die Eingabe mit „OK“. Shortcut-affine Bediener kürzen ab mit Shift + Strg + V, dann weiter mit U und Enter, aber es geht noch schneller und einfacher. Ein Makro ohne Verzögerungen würde Probleme verursachen, weil es je nach Rechner kürzer oder länger dauert, bis sich das Popup-Fenster öffnet. Um diese Verzögerung abzubilden, kann man in der entsprechenden Gaming-Software Pausen zwischen den simulierten Tastendrücken einbauen.

Beispielsweise bieten sich Shortcuts für folgende Aufgaben an:

  • Spaltenbreite in Tabellen ändern
  • Dateien in einem andern Format speichern (MIF, DOC)

Tastatur-Makros können beliebig komplex werden. Je nach Aufgabe sind Skripte für das jeweilige Programm aber einfacher zu programmieren, leichter zu ändern und in der Ausführung schneller. Darüber hinaus „wissen“ Tastatur-Makros nicht, in welchem Kontext sie angewendet werden. Während ein Skript beispielsweise gezielt alle Tabellen neu formatieren kann, schreibt ein Tastatur-Makro in den meisten Fällen „Unsinn“ in den Absatz, wenn dieser sich nicht innerhalb einer Tabelle befindet.

Die Gaming-Tastatur

Ich verwende zusätzlich zur Standard-Tastatur zum Schreiben eine sogenannte Gaming-Tastatur. Diese umfangreich programmierbare Tastatur ist nur als Zusatz-Werkzeug gedacht und kann die normale Tastatur nicht ersetzen. Ich persönlich halte die Tastatur zum Spielen für nicht sonderlich gut geeignet, da sie wenig ergonomisch ist und nicht die nötige Haptik bietet, um effektiv die richtigen Tasten zu treffen.

Für den Einsatz im Redaktionsalltag sind diese Dinge nebensächlich, da man in der Regel nur wenige Tasten für eine Aufgabe benötigt. Eine typische Aufgabe am Ende der Dokumentenerstellung ist es, das Layout zu optimieren. Wörter in Sicherheitshinweisen sollen entweder gar nicht oder nur an den richtigen Stellen getrennt werden, Seitenumbrüche müssen eingefügt werden, Fehler aus dem Übersetzungsprozess entfernt werden.

Gerade für solche Prozesse bietet sich eine Gaming-Tastatur an, auf der man die gebräuchlichsten Shortcuts in Reichweite legt.

Fazit

Während eine Gaming-Maus die normale Office-Maus problemlos ersetzen kann, ist eine Gaming-Tastatur wie die „G13“ von Logitech immer nur ein zusätzliches Werkzeug neben der normalen Tastatur. Auch bei den „normalen“ Tastaturen gibt es Gaming-Tastaturen, die man verwenden könnte, diese bieten aber in der Regel nicht so viele Zusatztasten. Bisher habe ich aber noch kein Gerät dieser Art getestet, daher möchte ich nicht darüber urteilen, wie gut diese Tastaturen für den Redakteursalltag zu gebrauchen wären.