Schon als Kind habe ich stundenlang Technischer Redakteur gespielt und wollte auch nichts anderes werden.

Das ist natürlich Unsinn, zum einen gibt es den Beruf noch nicht so lange, zum anderen wollte ich einen abenteuerlichen Beruf haben. Und im Ernst, wer nimmt sich schon vor, Technischer Redakteur zu werden?

Dabei hat der Beruf viel zu bieten und kann spannend wie ein Abenteuer sein.

Unvorstellbar, der schreibt den ganzen Tag Anleitungen

Vor ein paar Jahren habe ich am Silvesterabend an der Spielbank in Dortmund ein Gespräch unter Studenten mitbekommen. Mit einem großartigen Überblick über Hagen warteten wir freudig auf das Casino-Feuerwerk. Ein Student berichtete, dass er über mehrere Ecken jemanden kennt, der beruflich Anleitungen schreibt. „Unglaublich, damit kann man Geld verdienen?“ „Anleitungen, die liest doch sowieso keiner.“

Tja, die Frage, warum ich heute Texte schreibe, die sowieso keiner liest, habe ich mir oft gestellt. Die Antwort erscheint zunächst schwierig, ist aber eigentlich ganz einfach: Die Qualität ist entscheidend. Es gibt viele Anleitungen, die das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Aber ob man selbst zu den Autoren gehört, die nutzlose Anleitungen schreiben, hängt von der eigenen Einstellung zum Beruf ab.

Die Einstellung zum Beruf wiederum ist unabhängig vom Werdegang. Wenn man Technischer Redakteur ist, erstellt man professionell Anleitungen, und wenn Anleitungen nützlich und gut sind, dann werden sie auch gelesen.

Haben Quereinsteiger eine Chance?

Viele Technische Redakteure sind Quereinsteiger. Einen typischen Werdegang scheint es nicht zu geben. Klar ist, dass man technische und sprachliche Fertigkeiten mitbringen sollte. Deshalb findet man in diesem Beruf häufig gelernte Naturwissenschaftler, Sprachwissenschaftler und Ingenieure.

Ich selbst bin nun seit über sechs Jahren bei tecteam, mittlerweile als Teamleiter, und war davor sechs Jahre bei einem anderen Unternehmen als Technischer Redakteur beschäftigt. Mein beruflicher Lebensweg ist abwechslungsreich, vom Modelltischler für Gießereien über den Diplom-Biologen bis hin zum Software-Entwickler. Ich bin also ein Quereinsteiger mit naturwissenschaftlich-technischer Basis.

Mit über zwölf Jahren Berufserfahrung als Technischer Redakteur habe ich nun die meiste Zeit meines beruflichen Daseins mit dem Erstellen von Anleitungen, oder, besser ausgedrückt, mit dem Erstellen von Dokumentationen verbracht. Und um das Fazit hier vorweg zu nehmen: Wenn nichts dazwischenkommt, dann werde ich wohl als Technischer Redakteur in Rente gehen.

Worum es im beruflichen Alltag geht

Alle Produkte, die nicht selbsterklärend sind oder von denen Gefahren ausgehen, benötigen Anleitungen. Das müssen nicht immer gedruckte Anleitungen sein, immer öfter werden auch Online-Dokumentationen erstellt. Ein Technischer Redakteur muss sich in das Produkt und in die Benutzer hineindenken, aber auch – und das wird oft vergessen – in den Produktentwickler oder den Hersteller.

Ein Technischer Redakteur muss oft lange Gespräche über technische Details führen. Da die Produkte oft neu sind und noch entwickelt werden, fehlt manchmal bei diesen Gesprächen mit den Produktverantwortlichen ein roter Faden. Eine erste Aufgabe des Technischen Redakteurs ist es, die gesammelten Informationen sinnvoll zu ordnen.

Ein Technische Redakteur erstellt die zielgruppengerechte Anwenderdokumentation, redigiert die Informationen, trennt mit Blick auf die anvisierte Zielgruppe Wichtiges von Unwichtigem, Allgemeines von Speziellem und bespricht mit Illustratoren und anderen Beteiligten die Art und die sinnvolle Abfolge von Darstellungen, Handlungsanweisungen, Beschreibungen usw.

In der anspruchsvollen Ausbildung zum Technischen Redakteur werden unter anderen auch sehr hilfreiche und handfeste goldene Regeln vermittelt. Dazu gehört zum Beispiel der sinnvolle Aufbau von Dokumentationen, der Umgang mit Normen, mit Sicherheits- und Warnhinweisen, mit verständlicher Sprache und auch mit übersetzungsgerechter Sprache.

Ein Technischer Redakteur arbeitet zwar an einem typischen Büro-Computerarbeitsplatz; doch Stift und Schreibblock sind ebenfalls typische Arbeitsmittel, genau wie ein Fotoapparat oder eine Filmkamera.

Vieles an notwendigem Wissen und an notwendigen Fertigkeiten bringen die Technischen Redakteure bereits aus dem beruflichen Vorleben mit. Auch deshalb sind Quereinsteiger mit Berufserfahrung besonders geeignet.

Fazit

Meiner Ansicht nach sollte man studiert haben, um Technischer Redakteur zu werden. Insbesondere ein technisches, naturwissenschaftliches oder sprachwissenschaftliches Studium sind eine gute Basis für diesen Beruf.

Ob man ein guter Technischer Redakteur werden kann, hängt nicht ausschließlich von der beruflichen Herkunft ab, wichtig sind auch ein paar persönliche  Eigenschaften:

Man sollte

  • mit Menschen umgehen können und (Briefing-)Gespräche führen können,
  • sich in Menschen (insbesondere die Zielgruppen) und deren Verhalten hineindenken können,
  • interessiert sein an neuen Produkten,
  • vielseitiges technisches Verständnis mitbringen,
  • Spaß am sorgfältigen Schreiben und Gestalten von erklärenden Dokumenten haben.